Wer lacht, hat noch Ressourcen:
Warum Lächeln und Lachen im Büro
so wichtig sind

Vor kurzem leitete ich einen Führungskräfte-Workshop. Mitten in einer lebhaften Gruppenarbeit, in der viel gelacht wurde, bemerkte ich eine Dame, die sich verunsichert umschaute. Auf meine Nachfrage hin erklärte sie, die Geschäftsführung sagt immer: „Wer lacht, hat noch Ressourcen.“ Mit anderen Worten: Spaß und Lachen während der Arbeitszeit wurden als Zeichen mangelnder Auslastung gesehen. Das hat mich verunsichert bzw. geschockt.

Naiv wie ich sein kann, fragte ich nach dem Tonfall bei der Aussage des Managements. Wurden diese Worte wirklich in vorwurfsvollen Tonfall ausgesprochen und sollen implizieren, dass Freude und Arbeit nicht zusammengehören? Schließlich wurde ich engagiert, um die Führungskräfte in immerhin 6 Modulen weiterzuentwickeln. Ziel ist es, dass stärkeorientierte Denken und die Kultur des Positiven Führens der angehenden Management-Ebene ins Blut übergehen zu lassen. Das Gehirn und das Handeln sollen in Zukunft auf Wertschätzung basieren. Wir entwickeln die vorhandene Kultur weiter und stärken die Arbeitgebermarke. Und dann ein solcher Satz? Wo doch die Geschäftsführung mich selbst engagiert hat?

„Das hätte bei uns sein können“

Seit diesem Workshop beschäftigt mich dieser Satz und ich blicke auf viele Prozesse in Unternehmen mit anderen Augen. Ich habe diverse meiner Kollegen und auch Menschen aus meinem Umfeld nach ihrer Meinung zu diesem Satz befragt. Und leider kam viel zu oft: „Das hätte bei uns sein können“.

Ernsthaft? Und dann wundern wir uns, warum es unzählige Betriebsstatisten gibt, und dass bei vielen Menschen ein Abwehrverhalten gegenüber dem Job entsteht? Wie soll Motivation im körpereigenen System entstehen, wenn alles in einem schreit: Ich will da nicht hin, oder sogar: Ich will da weg!

Es gibt doch mit der Vielfalt an Aufgaben, den ständig wechselnden Herausforderungen, den durchaus energieraubenden Tätigkeiten im Alltag genügend Dinge, die uns einladen, negativ zu denken, die uns herunterziehen und beeinflussen. Wie wichtig ist es da, immer wieder im Alltag erinnert zu werden, dass wir auf viele anstrengende, aber noch nicht existentielle Dinge mit Humor oder einer gewissen Leichtigkeit reagieren könnten?

Good to know – Gelotologie

Es gibt eine Wissenschaft der Auswirkungen des Lachens. Denn Lachen ist mehr als nur eine Reaktion auf etwas Lustiges – es ist eine tief verwurzelte menschliche Kommunikationsform, die weit zurück in unsere Evolution reicht. Schon unsere nächsten Verwandten, die Schimpansen und Bonobos, nutzen Lachen und Lächeln, um sozialen Zusammenhalt zu stärken und Konflikte zu deeskalieren.

Lachen hat zudem zahlreiche gesundheitliche Vorteile, die sowohl körperlicher als auch psychologischer Natur sind. Wissenschaftler der Gelotologie, der Wissenschaft des Lachens, haben in jahrzehntelanger Forschung herausgefunden, dass Lachen viele positive Nebeneffekte auf den Körper hat. Zum Beispiel führt intensives Lachen zu einem erhöhten Gasaustausch in der Lunge, was die Atemkapazität steigert und das Herz-Kreislauf-System anregt.

Und es gibt noch weitere, für uns alle erstrebenswerte Effekte des Lachens.

Endorphine: Die körpereigenen Glückshormone

Beim Lachen werden Endorphine, die sogenannten Glückshormone, freigesetzt. Diese Neurotransmitter haben eine ähnliche Wirkung wie Morphine und sorgen dafür, dass wir uns gut fühlen. Gleichzeitig sinken die Level der Stresshormone Cortisol und Adrenalin, was zu einem entspannten und ausgeglichenen Zustand führt. Die Freisetzung von Endorphinen kann sogar Schmerzen lindern und das allgemeine Wohlbefinden steigern. William F. Fry, ein US-amerikanischer Neurologe, fand heraus, dass ausgiebiges Lachen zu einem Abbau von Stresshormonen führt und gleichzeitig die Produktion von Endorphinen anregt. Dies könnte ein Grund sein, weshalb Menschen, die viel lachen, sich stark und kompetent fühlen und weniger Angst vor sozialen Konflikten haben.

Die Bedeutung guter Laune im Team

Ein Arbeitsumfeld, das Lachen und Freude erlaubt, schafft nicht nur eine positive Atmosphäre, sondern fördert auch die Gesundheit und Produktivität der Mitarbeitenden. Es ist damit auch ein Aspekt der Fürsorgepflicht des Managements (siehe auch Blogartikel Care-Faktor). In Teams verbreitet Lachen Freude und stärkt den Zusammenhalt der Gruppenmitglieder. Es trägt zur Entwicklung einer positiven Arbeitskultur bei, die durch Vertrauen und Offenheit gekennzeichnet ist. Gute Laune im Team fördert kreatives Denken und innovative Lösungen, was wiederum zu höherer Leistung und Motivation führt.

Doch ist das wirklich auch noch Aufgabe der Führungskraft, dafür zu sorgen? Ich höre schon die Stimmen, die mir klarmachen wollen, dass sie hier nicht als Pausenclown angestellt seien und Besseres zu tun hätten, als jetzt auch noch ständig Party-Stimmung zu verbreiten. Und ja, ich gebe euch vollkommen Recht! Es ist definitiv nicht nur Aufgabe der Führungskraft oder der Projektleitung, sollte aber in deren Mindset verankert sein und bei der Mitarbeiterführung eine Rolle spielen.

Eine Frage der Professionalität

Es gehört zu einem professionellen Mindset, eine positive Arbeitskultur zu fördern, und das kann jeder tun! Als Führungskraft, aber auch als Teammitglied bist du maßgeblich an der Entwicklung einer solchen Kultur beteiligt. Lachen und Lächeln zuzulassen und zu fördern, schafft ein Umfeld, in dem sich Mitarbeitende wohlfühlen und ihr Bestes geben können. Es ist eine Verantwortung, die wir unseren Kollegen und uns selbst schulden. Eine positive Einstellung und ein Lächeln können die Stimmung im gesamten Büro heben und dazu beitragen, dass alle gerne zur Arbeit kommen. Sicherlich kennst du das auch, der eine Blick, aufmunternd, zuzwinkernd, beistehend. Dieser Hinweis, dass du es nicht so schwer nehmen sollst, oder wie ich seit einiger Zeit immer proklamiere:

„Lächeln und winken“ (Danke an die Pinguine im Film Madagaskar)

Lächeln als Teil der Arbeitskultur

Ein Lächeln kann die Arbeitskultur positiv beeinflussen. Es signalisiert Offenheit, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. In einem Umfeld, in dem Lächeln und Lachen gefördert werden, fühlen sich Mitarbeitenden wertgeschätzt und motiviert. Eine solche Kultur trägt dazu bei, dass sich die Mitarbeiter mit dem Unternehmen identifizieren und stolz auf ihre Arbeit sind.

Wie erwähnt, hat das dann auch noch positiven Einfluss auf uns und unseren Körper. Und es macht etwas mit unserer Ausstrahlung, denn wir wirken immer auch auf unser Umfeld.

Ein Lächeln, das du aussendest, kehrt zu dir zurück.

Vor gefühlten Jahrzehnten (ich glaube 2007) habe ich im Rahmen meiner Diplomarbeit untersucht, ob und unter welchen Umständen wir über das Hören lernen können. Glücklicherweise sind sich der Konstruktivismus und die Neurobiologie im Aufbau von Mustern und Systemen sehr ähnlich. Vor allem aber war der praktische Teil die Entwicklung einer Hör-CD (erschienen im Gabal Verlag mit Iris Haag: Wirkung 2 Überzeugen mit Körpersprache und Stimme) besonders spannend. Denn schon damals war klar: Unsere Mimik ist ein entscheidender Wirkfaktor in unserem Auftreten. Und so zitierte ich eine vermeintlich indische Weisheit: „Ein Lächeln, das du aussendest, kehrt zu dir zurück.“ Kombiniert mit der uralten deutschen Weisheit „Wie es in den Wald hineinruft, so schallt es wieder raus“ scheint es doch absolut logisch: Wenn ich möchte, dass wir in einer positiven Arbeitskultur wirken dürfen, dann habe auch ich meinen Beitrag dazu zu leisten! Wie können wir denn dann der Auffassung sein, so etwas auf das Unternehmen, die Abteilungen oder die Führungskräfte abzuwälzen?

Mehrwert für mich

Nun, es geht nicht um toxischen Positivismus, es geht darum, die richtige Einstellung zu haben bzw. im Alltagsstress immer wieder an den Perspektivwechsel erinnert zu werden. Und übrigens: Wer lächelt, der sendet auch völlig andere Botschaften aus. Denn Lächeln signalisiert Selbstsicherheit, Souveränität, Kontaktbereitschaft, Zustimmung, aber natürlich auch eine gewisse Nähe bzw. Nahbarkeit. Und wie bereits erwähnt, es aktiviert unser Hormonsystem, baut Stress (bzw. die dafür verantwortlichen Botenstoffe) ab und lässt uns damit zufriedener und auch ausgeglichener wirken und vor allem auch werden. Und das sollten wir uns selbst wert sein, oder?

Genau aus diesem Grund haben wir nun eine Postkarte entwickelt, mit der sich unsere Kunden im Büro, morgens am Spiegel, im Auto auf dem Weg zur Arbeit oder auch am Schreibtisch dieses Thema in Erinnerung bringen und somit im Alltag verankern können.

Nutze jede Gelegenheit, deine KollegInnen und MitarbeiterInnen anzulächeln. Hänge die Postkarte „Lächeln schafft Ressourcen“ an einen gut sichtbaren Platz und erinnere dich daran, dass Lachen tatsächlich die beste Medizin ist. Denn wer lacht, hat nicht nur Ressourcen – er schafft sie! Melde dich, wenn auch du ein paar Postkarten haben magst!

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